Baedeker: Ruhrgebiet
Rheinisch-Westfälisches Industriegebiet  (1959)

Gewissenhaft wie in allen Baedekers wird jeder Ort des beschriebenen Gebietes abgehakt. Angefangen mit der Infrastruktur in Sachen Verkehr, Gastronomie und Freizeiteinrichtungen, bis zur Aneinanderreihung aller Sehenswürdigkeiten. Nicht gerade spannend, Baedeker eben. Wanne-Eickel bekommt inkl. Stadtplan knapp 4 1/2 Seiten.Eine Seite weniger als Herne - aber immerhin eine halbe Seite mehr als Wattenscheid... Hier der Originaltext:

Auskunft: Amt für Wirtschafts- und Verkehrsförderung, Glückaufplatz; Verkehrsverein und DER-Reisebüro, Amtmann-Winter-Str. 2; Kurverwaltung, Hauptstr. 89; Hauptpost, Poststr. 23/25.

 Verkehrsmittel:Bundesbahn: Hauptbahnhof für alle Linien, D-Zug-Station der Strecke Köln-Hamburg und Köln-Berlin; ferner drei Nebenbahnhöfe; Bahnbus: Recklinghausen-Gelsenkirchen-Essen-Velbert.
Stadtverkehr: Hauptverkehr in der Hauptstraße, Straßenbahnlinien (Nr. 1, 4 u. 6) und Omnibusse (Busbahnhof am Volksgarten) u.a. nach Bochum (Linie 6, 58, 67, 68) Essen (4), Gelsenkirchen (4, 84, 85), Herne (12, 67, 70, 71), Marl (90) und Recklinghausen (1), Herten (1), Wattenscheid (90, 91), Gelsenkirchen-Buer (96).
Dampferlinie: (Mai bis September), Hin- und Rückfahrt 1 DM auf dem Rhein-Herne-Kanal von Westhafen nach Gelsenkirchen.

Hotels: Germania, Hauptstr. 312, 25 Betten zu 4 ½ - 7 DM; Sol- und Thermalbad, Am Solbad 10, 35 B. zu 5 DM; Westfälischer Hof, Hauptstr. 265, 21 B. zu 4 ½ DM; Stachel, Hauptstr. 186, 10 B. zu 4 ½ DM.

Restaurants außer in den Hotels: Handelshof, Hauptstr. 189; Haus des Handwerks, Hauptstr. 225; Karl-Rösner-Haus, Eickeler Markt 12; Parkhaus Eickel, Reichsstr. 39 (am Volksgarten); Café Am Solbad, Hauptstr. 157; Park-Café, Lortzingstr. 2a (am Stadtgarten).

Theater- und Gastspiele westdeutscher Bühnen im Städt. Saalbau. Dort auch Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen.

Sport: Stadion mit 15.000 Plätzen und Mehrzweckanlagen am Sport-Park.

Bäder: Sol- und Thermalbad, dort auch ein Hallenschwimmbad; Freibäder am Osthafen.

 

Wanne-Eickel (52 m, 2.131 ha) mit seinen 110.000 Einwohnern eine der jüngsten Industriegroßstädte des Ruhrgebiets, liegt an der Ostgrenze von Gelsenkirchen, zwischen dem Rhein-Herne-Kanal im Norden und der Stadt Bochum im Süden. Zechen und Fabriken sind hauptsächlich in den westlichen Stadtteilen.
Größte wirtschaftliche Bedeutung hat die Steinkohleförderung auf 21 Schächten (1956: 2,5 Mio. t) und die Kohle-Chemie, die mit dem Stickstoffwerk Hibernia (Düngekalk, Motoren-Methan) den größten Produzenten von Stickstoff besitzt; die Krupp-Kohle-Chemie gewinnt als Primärprodukte Hartparaffine und Ammoniak, die dann weiterverarbeitet werden.

Bedeutende Industriezweige: Bau-, Maschinenbau-, Brot- und Bekleidungsindustrie. Wanne-Eickel ist namhafter Eisenbahnknotenpunkt. Sein Güterumschlag per Bahn (1955: 6,5 Mio. t) und per Schiff (1955: rd. 3 Mio. t) übertrifft den mancher größeren Stadt. Der Westhafen am Rhein-Herne-Kanal ist der wichtigste Umschlagplatz für die Kohle des mittleren Reviers. – Mit seinem Sol- und Thermalbad gehört die Stadt neben Mülheim und Hamm zu den Badeorten des Ruhrgebiets.

 Geschichte: Um 1830 wohnten im Stadtgebiet erst 900 Menschen, 1875 entstand aus den fünf, z.T. alten Gemeinden Bickern, Crange, Eickel, Holsterhausen und Röhlinghausen das Amt Wanne mit 11.200 Einwohnern. Der industrielle Aufschwung brachte wie überall ein schnelles Anwachsen der Bevölkerungszahl, so dass 1926 durch weitere Eingemeindungen die Stadt Wanne-Eickel (Wanne = Mulde, Eickel = Eichwald) gebildet wurde. Das Stadtwappen zeigt ein Wildpferd aus dem Emscherbruch.

 Der Hauptbahnhof liegt inmitten der Stadt und ist wegen der Verkehrsbedeutung Wanne-Eickels besonders gut ausgebaut. Der anschließende Güterbahnhof mit großem Verschiebebahnhof verfügt über die größte und modernste Stückgut-Umladehalle Europas, wo gleichzeitig etwa 300 Waggons abgefertigt werden können. Der mit seinen Grünanlagen geräumige Bahnhofsvorplatz wurde neu gestaltet. Nordwestlich die Hauptpost und das Rathaus von 1903, das durch einen Neubau vergrößert werden soll. Vom Bahnhof führt westlich die Amtmann-Winter-Straße auf die Hauptstraße, an der Ecke dort der Verkehrsverein und die geschwungene Fassade der Stadtsparkasse.

Die 4 km lange Hauptstraße ist die Lebensader Wanne-Eickels. Sie durchzieht beide Stadtteile von Süden (Eickeler Markt) nach Norden (Crange, Westhafen). An der Hauptstraße oder in ihrer unmittelbaren Nähe liegen die meisten Geschäfte und öffentlichen Gebäude.

Nördlich der Bahnlinie zuerst die verkehrsreiche Kreuzung am Glückaufplatz, wo mit der Errichtung des Glückauf-Hochhauses und des Peckelsen-Hochhauses der Anfang für eine Citybildung modernsten Stils gemacht wurde. Weiter nördlich die Hauptstelle der Stadtbüchjerei, Hauptstr. 304, mit rd. 50.000 Bänden, täglich geöffnet. Unweit westlich der gepflegte Stadtgarten mit dem wiederhergestelltenStädtischen Saalbau (535 Plätze; Restaurant), wo kulturelle Veranstaltungen aller Art stattfinden. Beim Wanner Markt das St. Annahospital, eines der drei großen Krankenhäuser der Stadt.

Die Hauptstraße mündet in den alten Stadtteil Crange, am Rhein-herne-Kanal. Von dem 1441 zuerst erwähnten Dorf, das seinen Ursprung auf eine Wasserbrug zurückführt, sind noch hübsche Ortsbilder erhalten. Ecke Spinnbahn das 1469 erbaute Pfarrhaus, das älteste Haus Wanne-Eickels.Die kleine evangelische Kirche wurde 1852/55 an der Stelle der Stelle der Schlosskapelle errichtet. Die jährlich im August veranstaltete traditionelle „Cranger Kirmes“ ist das Volksfest des Ruhrgebiets mit jährlich über 1,6 Mio. Besuchern; es entwickelte sich aus dem öffentlichen Einfangen der Wildpferde des Emscherbruchs.

Am Kanal bestimmen Schleusen und ausgedehnte Hafenanlagen das Bild (Freibad; Personenschiffahrt). Zu der „Hafenbetriebsgesellschaft Wanne-Herne“ gehören der Westhafen für Massengüter, mit dem größten Umschlagplatz am Kanal (ferner Erz, Kies u.a.), und der Osthafen für Lebensmittel und Industrieerzeugnisse.

Ein Wanderweg am Rhein-Herne-kanal bietet interessante Ausblicke. Er verläuft unterhalb der Brücke Recklinghauser Straße am nördlichen Ufer, oberhalb am südlichen Ufer; besonders lohnend am Westhafen und beim Stadtteil Crange.

Südlich der Bahnlinie liegt unweit der Hauptstraße in einem kleinen Park das städtischeSol- und Thermalbad (Linie 6, 67) mit einem 1949 erbauten und 1957 erweiterten Badehaus. Die beim Bergbau entdeckte Sole (10-12% Natriumchlorid) entspringt mit 41°C in etwa 800 m Tiefe und ist wirksam gegen Rheuma, Ischias, Wirbelsäulenkrankheiten, Frauenleiden und Bronchitis. Anschließend ein modernes Hallenbad.

Weiterhin die 1909/11 in neuromanischem Stil errichtete St. Josefskirche. Gegenüber ein neues, zweites Verwaltungszentrum mit Amtsgericht, Finanzamt, Arbeitsamt und Landeszentralbank.

Sehenswert der Sportpark, eine großzügige Grünanlage mit Stadion und Mehrzweckanlage. Nördlich dieser Anlage, die in den Jahren 1951-54 erbaute Freiherr-vom-Stein-Schule und die 1957 fertiggestellte Berufsschule mit modernster Jugendbücherei; südlich ein Jugendheim.

Die Hauptstraße trifft im Süden auf den Eickeler Markt, den Mittelpunkt der gleichnamigen ehem. Gemeinde. An die dörfliche Zeit erinnern noch die winkligen Gassen der näheren Umgebung. An Stelle der in Ruhrsandstein wieder aufgebauten Johanneskirche, der 1889 errichteten evangelischen Hauptkirche, stand früher eine kleine gotische Kirche, in der das bemerkenswerte Grabdenkmal der Familie Strünkede aufgestellt war. Nahebei östlich die ebenfalls wieder aufgebaute St. Marienkirche, katholische Hauptkirche, und das St.-Marien-Hospital, das älteste Krankenhaus der Stadt (1883).

Westlich vom Eickeler Markt dehnt sich der hübsche Volksgarten (Terrassen-Restaurant) aus. In der Bonifatiusschule an der Reichsstraße 44 ein kleines Heimatmuseum (geöffnet So, 10-13 Uhr) mit einer Sammlung von Mineralien, Erzen und Fossilien aus dem Emschermergel.

 

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